Am 22. Februar 2020 verstarb unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit unser Kollege und Freund Prof. em. Dr. sc. pol. Wolf Schäfer im Alter von 78 Jahren im Kreis seiner Familie in Kiel. Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod erschütterte uns. Nur wenige Monate zuvor hatten wir ihn noch in seiner beeindruckenden Vitalität, Schaffenskraft und Lebensfreude erlebt. Wolf Schäfer war von 1981 bis 2006 Inhaber der Professur für Theoretische Volkswirtschaftslehre an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und hat in dieser Zeit enge Beziehungen zum Europa-Kolleg Hamburg entwickelt. 1999 wurde er in das Kuratorium der Stiftung gewählt. Von dort wechselte er 2003 in das Direktorium des Institute for European Integration, dem er bis zu seinem Tod angehört und dessen Arbeiten er in Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit ideenreich mitgestaltet hat.

Wolf Schäfer wurde am 14. Juli 1941 in Hamburg geboren. Von 1963 bis 1968 studierte er Volkswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität Kiel und der Freien Universität Berlin. Anschließend wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel) und wissenschaftlicher Assistent am Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre an der CAU. Hier promovierte er 1970 beim früheren Präsidenten des IfW Kiel Erich Schneider über den „Euro-Dollar“. Hier wurde er 1977 mit einer Abhandlung über Schattenwechselkurse habilitiert. Nach verschiedenen akademischen Stationen im In- und Ausland wurde er 1981 an die HSU Hamburg berufen, deren Vizepräsident er von 2003 bis 2005 war.

Die „Kieler Schule“ durch die Wolf Schäfer gegangen ist, hat ihn zu einem starken ordnungspolitischen Denker und engagierten liberalen Streiter in der Tradition von Friedrich August von Hayek reifen lassen. Er liebte das theoretische Florettspiel gleichermaßen wie die praxisorientierte wirtschaftspolitische Arena in der seine Stimme großes Gewicht hatte. Das machte ihn zu einem geschätzten Gesprächspartner, Berater und beliebten akademischen Lehrer. Seine „Fehde“ gegen die seines Erachtens verfrühte Einführung des Euro unter den im Maastricht Vertrag niedergelegten Konditionen und realpolitischen Umständen bereicherten über Jahre das Forschungs- und Lehrprogramm des Europa-Kollegs und sorgten für permanenten „Diskussionsstoff“. Unvergessen sind auch die drei „Hayek Konferenzen“, welche auf seine Initiative als geschickt agierender Vorsitzender (und später Ehrenvorsitzender)  der Friedrich A. von Hayek Gesellschaft jeweils in der letzten Juniwoche der Jahre 2017, 2018 und 2019 in Kooperation mit dem Europa-Kolleg Hamburg und der Universität Hamburg in unseren Räumlichkeiten am Windmühlenweg durchgeführt wurden.

Mit dem plötzlichen Tod von Wolf Schäfer verlieren wir nicht nur einen exzellenten Wissenschaftler, Brückenbauer und Förderer des interdisziplinären und internationalen Dialogs. Wir verlieren auch einen liebenswürdigen,  den schönen Seiten des Lebens zugewandten  Menschen, dem der persönliche Kontakt zu seinen Kollegen, Freunden, Schülern und Weggefährten viel bedeutete. Wir werden Wolf Schäfer sehr vermissen.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau, den drei Kindern und der ganzen Familie.