Am 19. Juni verstarb Gert Nicolaysen. Er war dem Europa-Kolleg Hamburg über Jahrzehnte verbunden und hat es maßgeblich mitgeprägt. Als Student der Rechtswissenschaft in seiner vom Krieg zerstörten Heimatstadt Hamburg hat sich Gert Nicolaysen von den Idealen und Zielen der europäischen Einigung begeistern lassen. Dies weckte bald sein Interesse für Fragen des Europarechts und der supranationalen Integration. Er fand Zugang zu der um den „Doyen“ des Europarechts Hans Peter Ipsen gegründete „Hamburger Schule“ des Europarechts, deren zentrale Postulate des strikten Vorrangs und der Autonomie des Gemeinschaftsrechts Gert Nicolaysen ein Leben lang eingefordert hat. Die „Hamburger Schule“ wurde ihm akademische Heimat und Kompass zugleich. Bei Hans Peter Ipsen habilitiert wurde Gert Nicolaysen 1972 zum Professor für öffentliches Recht sowie das Recht der Europäischen Gemeinschaften an der Universität Hamburg ernannt.
Mit dem Europa-Kolleg Hamburg ging Gert Nicolaysen Anfang der 1990er Jahre eine engere Verbindung ein als er zum Mitglied des Direktoriums des Instituts für Integrationsforschung (jetzt „Institute for European Integration“) sowie des gleichnamigen Graduiertenkollegs und wenige Jahre später auch des Leitungsgremiums der europawissenschaftlichen Postgraduiertenstudiengänge benannt wurde. Nicht weit von seinem schönen und gastfreundlichen Haus entfernt, hat sich Gert Nicolaysen mit viel Engagement und Freude in die Arbeiten und sozialen Veranstaltungen des Europa-Kollegs eingebracht. Auch nach seiner Emeritierung an der Universität hat er sich an der Lehre in den Postgraduiertenstudiengängen beteiligt, Exkursionen mit den Studierenden nach Brüssel und Luxemburg durchgeführt, an Ehemaligentreffen in deren Herkunftsländern teilgenommen, und vieles mehr.
Seine sympathische Art und Herzlichkeit, sein hanseatisches Understatement und nicht zuletzt seine Neigung zu leiser Ironie und liebenswürdigem Humor haben Gert Nicolaysen bei Studierenden wie Lehrenden und Mitarbeitern sehr beliebt gemacht. Aus dem Erinnerungsbuch des Europa-Kollegs ist er nicht hinweg zu denken.
Gert Nicolaysen hinterlässt eine große Lücke, als Wissenschaftler, als Freund und als Kollege. Er wird uns sehr fehlen.