Zu Ehren des am 19. Juni 2016 verstorbenen Professor Dr. Dr. hc. Gert Nicolaysen, fand am Europa-Kolleg Hamburg nun ein wissenschaftliches Gedächtniskolloquium statt: „Die herausgeforderte Integration im Lichte des unionsverfassungsrechtlichen Ansatzes von Gert Nicolaysen – wiedergelesen in Krisenzeiten“.
Gert Nicolaysen war dem Europa-Kolleg Hamburg über Jahrzehnte verbunden und hat es in verschiedenen leitenden Funktionen maßgeblich mitgeprägt. Bei Hans Peter Ipsen habilitiert wurde Gert Nicolaysen 1972 zum Professor für öffentliches Recht sowie das Recht der Europäischen Gemeinschaften an der Universität Hamburg ernannt. Anfang der 1990er Jahre ging er dann eine engere Verbindung mit dem Europa-Kolleg ein, zunächst als Mitglied des Direktoriums, später auch in leitender Funktion für Postgraduiertenstudiengänge und Graduiertenkolleg. Er hatte seine akademische Heimat in der von Ipsen begründeten „Hamburger Schule“ des Europarechts, deren zentrale Postulate des strikten Vorrangs und der Autonomie des Gemeinschaftsrechts Gert Nicolaysen ein Leben lang eingefordert hat.
Im Zeichen dieser Themen stand folglich auch das Kolloquium. Im ersten Teil wurden in vier Vorträgen von ehemaligen Kollegen und Weggefährten Nicolaysens integrationspolitische Herausforderungen an den EuGH als Dritte Gewalt, den europäischen Verfassungsverbund, Rechtsunion und Währungsunion und den europäischen Rechtsstaat analysiert. Die folgende Podiumsdiskussion verband diese Krisenperspektiven und gab den Teilnehmern auch Gelegenheit zur Reflektion auf Nicolaysens akademisches Lebenswerk. Am Nachmittag fand dann eine Gedächtnisfeier statt, die auch den Menschen Gert Nicolaysen angemessen würdigte. Seine sympathische Art und Herzlichkeit, sein hanseatisches Understatement und nicht zuletzt seine Neigung zu leiser Ironie und liebenswürdigem Humor haben Gert Nicolaysen auf seinem gesamten Lebensweg und natürlich auch am Europa-Kolleg Hamburg bei Studierenden wie Lehrenden und Mitarbeitern sehr beliebt gemacht.
Gert Nicolaysen hinterlässt eine große Lücke, als Wissenschaftler, als Freund und als Kollege. Er wird uns sehr fehlen.
Programm des Gedächtniskolloquiums